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Erklären, was ist, berichten, was war und junge Menschen zum richtigen Gebrauch ihres Verstandes anleiten und ermutigen - das ist gut.


1 Ein Haus aus Holz und Lehm

Möchtest du in einem solchen Haus leben? Die Wände bestehen aus hölzernen Pfosten und Flechtwerk, das mit Lehm verschmiert ist. Das Dach ist mit Reet gedeckt, der Boden aus Lehm gestampft. Es gibt im Haus nur einen Raum. Man kocht auf einer offenen Feuerstelle, die gleichzeitig die einzige Wärmequelle ist.

Der Rauch zieht durch Öffnungen im Dach ab. Es gibt im Haus kein Wasser, keine Dusche und keine Toilette. Die Betten sind durch Bretter vom übrigen Raum getrennt, man schläft auf Stroh und deckt sich mit dem Fell von Schafen oder anderen Tieren zu. Es ist im Haus kaum wärmer als draußen.


Es wäre den meisten von uns vermutlich zu kalt und zu unbequem. Vor etwa tausend Jahren jedoch haben Menschen in solchen Häusern gelebt. Ihre Siedlung nannten sie Haithabu. Sie lag in der Nähe der heutigen Stadt Schleswig in Schleswig-Holstein. Damals war Haithabu eine bedeutende Handelsstadt.

Die Häuser der Wikinger bestanden aus Holz und Lehm.
Man schlief auf niedrigen Erdbänken und deckte sich mit Fellen zu.

2 Die Wikinger

Die Menschen, die in Haithabu lebten, nennt man Wikinger. Dazu zählt man die Völker, die vor ungefähr 1000 Jahren in den heutigen Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden siedelten. Die meisten von ihnen verbrachten ihr Leben dort als friedliche Bauern, Fischer, Handwerker und Händler.

Doch irgendwann verließen einige von ihnen ihre Heimat, um in der Ferne Ruhm, Reichtum und Abenteuer zu suchen. Es waren vor allem junge Männer, die sich mit Gewalt nahmen, was sie wollten. Bald fürchtete man sich in ganz Europa vor den Kriegern aus dem Norden, die man Wikinger, Normannen oder Wäräger nannte.


Sie waren kühne Seefahrer, die mit schmalen, langen Booten den Gefahren des Meeres trotzten. Sie beherrschten die Nord- und die Ostsee. Über die Flüsse gelangten sie weit in andere Länder hinein. Sie erreichten Island und eine große Insel, die sie wegen der grünen Küsten "Grönland" nannten. Sie wagten sich auf den Atlantik und drangen ins Mittelmeer und in das Schwarze Meer vor.


Manche blieben in den fremden Ländern und gründeten neue Siedlungen. Von Grönland aus erreichten Wikinger sogar den Norden Amerikas. Ihrer Siedlung dort gaben sie den Namen "Vinland". Das geschah bereits etwa 500 Jahre bevor Christoph Kolumbus die Überfahrt über den Atlantischen Ozean wagte.

3 Die Wikingerzeit

In der Zeit von 800 bis 1100 n. Chr. verbreiteten die Wikinger Angst und Schrecken in Europa. Es begann mit einem Überfall auf das berühmte Kloster Lindisfarne. Es lag auf einer Insel vor der Küste im Nordosten Englands. Im Jahr 793 näherten sich dieser Insel plötzlich Schiffe der Wikinger.

Sie kamen aus dem heutigen Norwegen direkt über die Nordsee. Das Kloster wurde geplündert und niedergebrannt, Menschen und Tiere grausam erschlagen. Nicht nur das Kloster Lindisfarne wurde überfallen. In den folgenden Jahrhunderten unternahmen die Wikinger mit ihren schnellen Schiffen zahlreiche Plünderungs- und Beutezüge entlang der Küsten und der Flüsse Europas.


Im 9. Jahrhundert überfielen sie unter anderem die Städte Hamburg und Paris, Dublin und Sevilla, Köln, Bonn und Mainz und raubten sie aus.

Ruinen des Klosters Lindisfarne
Die Wikinger befuhren alle großen Flüsse und die Meere des Europas.

4 Haithabu, eine frühe Stadt

Doch nicht alle Angehörigen der Völker des Nordens waren Seefahrer und Eroberer. Lange vor der Wikingerzeit siedelte sich das Volk der Dänen in Jütland, auf den dänischen Inseln und in Südschweden an. Südlich des Siedlungsgebiets der Dänen lebten die Sachsen.


Im Süden des Dänenreiches entstand eine Siedlung, die man "heithabyr" nannte. Das Wort bedeutet "Heideort". Später nannte man diesen Ort "Haithabu", auf dänisch "Heddeby".


Schon damals betrieben die Menschen, die weiter nördlich und rund um die Ostsee wohnten, Handel mit den Menschen im Süden und Westen. Dadurch entwickelte sich dieser Ort zu einer kleinen Stadt, in der etwa 1000 Menschen lebten, darunter viele Händler und Handwerker.


Der Hafen von Haithabu war damals der größte in Nordeuropa. An den hölzernen Landebrücken konnten Handels- und Kriegsschiffe anlegen. Diese Brücken waren gleichzeitig die Marktplätze der Stadt. Gehandelt wurden Speckstein aus Norwegen, Eisenbarren aus Schweden, Glas und Keramik vom Rhein, Mühlsteine aus der Eifel, Holzfässer vom Oberrhein, Bernstein und Holzteer aus den Ländern rund um die Ostsee sowie Fisch.


Am Ende des 11. Jahrhunderts verfiel die frühe Stadt Haithabu. Das Wasser der Ostsee und der Schlei stieg und überflutete Hafen und Ufer. Die Menschen zogen weg und die hölzernen Bauwerke verrotteten. 

Nur von einem halbkreisförmigen Wall, der Haithabu einmal umgeben hatte, blieben Reste erhalten. Heute kann man in einem Museum vieles über das Leben in der Stadt Haithabu und die Zeit der Wikinger erfahren. Etwas abseits vom Museum ist eine kleine Siedlung aufgebaut. So wie die Häuser der Siedlung haben die Gebäude in Haithabu vor 1000 Jahren wahrscheinlich ausgesehen.

Am Ort der alten Stadt Haithabu hat man eine kleine Siedlung nachgebaut.
Modell der ehemaligen Stadt Haithabu

5 Dänen, Sachsen und das Danewerk

Haithabu entwickelte sich so gut, weil es sehr günstig lag. Östlich und westlich der Stadt waren Dänen und Sachsen durch eine natürliche Grenze voneinander getrennt. Im Osten ragt die Schlei, ein Meeresarm der Ostsee, tief ins Land hinein. Im Westen fließen die Flüsse Eider und Treene.

Das Gelände dort war sehr sumpfig und konnte deshalb nicht durchquert werden. Haithabu entstand an der westlichsten Stelle der Schlei. Hierher konnte man Waren über die Ostsee und über die Schlei per Schiff befördern. Dann lud man sie auf Ochsenkarren um.


Der Weg über Land betrug nur etwa 16 km, dann ging der Transport weiter mit dem Schiff über die Flüsse Treene und Eider bis zur Nordsee. 


Weil es jedoch schon damals zwischen den Völkern nicht immer friedlich zuging, bauten die Dänen einen Schutzwall gegen die Nachbarn im Süden. Man nennt diesen Wall das Danewerk. Er begann bei Haithabu an der Schlei und verlief bis zur Treene, ungefähr bis dort, wo heute Hollingstedt liegt.


Der Schutzwall war 30 km lang, etwa 5 m hoch und 20 bis 30 m breit. Er war zusätzlich durch Steinmauern und Palisaden befestigt. Es gab nur ein Tor, das Wieglesdor, durch das ein Ochsenweg führte. Reste des Walls sind heute noch an verschiedenen Stellen erhalten.

6 Alltagsleben in Haitabu

Das offene Feuer war der Mittelpunkt eines Hauses der Wikinger. Es gab Wärme und Licht und man konnte in Töpfen kochen, die über den Flammen hingen. Lampen, in denen Talg oder Tran verbrannten, sorgten außerdem für eine schwache Zusatzbeleuchtung.

An den Seitenwänden gab es feste Bänke zum Sitzen und zum Schlafen. Man deckte sich mit Fellen oder Decken aus Wolle zu. Als Möbel gab es wohl nur hölzerne Truhen, Hocker und Hängeborde.

Zu einem Haushalt gehörten auch Töpfe, die aus Ton oder Speckstein hergestellt waren. Oft war ihr Boden rund, so dass sie auch auf einem unebenen Untergrund stehen konnten. Sehr wichtig war eine Getreidemühle.


In manchen Häusern gab es einen Backofen, der aus einem Rutengeflecht bestand, das dick mit Ton überzogen war. Man heizte einen solchen Ofen auf etwa 400 Grad an. Dann entfernte man die Glut und legte anschließend den Brotteig hinein.


Der Ofen wurde mit einer hölzernen Tür verschlossen und die Ritzen verschmiert. Nach etwa 30 bis 40 Minuten war das Brot fertig gebacken. Wasser schöpften die Menschen aus Brunnen, die sich außerhalb der Häuser befanden.

In solchen Backöfen wurde Brot gebacken.
Wasser holte man aus Faßbrunnen, die außerhalb der Häuser angelegt waren.

7 Ernährung und Kleidung

Die Menschen in Haithabu ernährten sich von Getreide wie Gerste, Roggen, Hirse und wild wachsenden Früchten, zum Beispiel Schlehen, Wildkirschen, Beeren, Haselnüssen, Bucheckern und Pilzen. Fische aus den Flüssen und der Schlei waren ebenfalls ein wichtiges Nahrungsmittel.

Meistens trank man Wasser, selten gab es Bier, noch seltener Wein. Schweine und Rinder hielt man als Haustiere. Fleisch und Milch standen jedoch nur manchmal auf dem Speiseplan, denn das Futter reichte nur für wenige Haustiere, die außerdem viel kleiner waren als unsere Nutztiere heute.


Während unsere Rinder 500 bis 600 kg schwer werden, erreichten die Rinder zur Zeit der Wikinger nur ein Gewicht von etwa 200 kg. Damit waren sie noch kleiner als die Galloways, die heute bei der Haithabu-Siedlung weiden. Die Kühe gaben auch nur etwa 500 Liter Milch im Jahr, heute sind 5000 bis 10.000 Liter pro Kuh normal.


Die Menschen besaßen nur wenige Kleidungsstücke. Die Frauen trugen überwiegend lange Kleider mit Ärmeln, die Männer enge lange Hosen, Hemden, die bis zu den Knien reichten und Umhänge. Die Kleidung fertigte man aus Wolle oder Leinen. Mit einer Handspindel wurde das Garn gesponnen, zum Weben nutzte man einen Webstuhl.

Wikingerkleidung in der heutigen Haithabu-Siedlung

Die Rinder der Wikinger waren noch kleiner als diese Galloways.

Kleidung wurde mit solchen Webstühlen hergestellt.
Auch Felle wurden verarbeitet.

8 Runensteine

Im Jahr 1857 fand man bei dem Ort Busdorf in der Nähe von Haithabu einen großen Stein. Er ist 1,73 m hoch und gehörte zu einem Hügel, unter dem sich ein Sarg aus Eichenholz mit einem Skelett befand. Der Tote war vor etwa 1000 Jahren bestattet worden. Auf dem Stein entdeckte man fünf Zeilen mit merkwürdigen Zeichen.


Man fand heraus, dass diese Zeichen zu einer Schrift aus der Zeit der Wikinger gehörten. Diese Schrift benutzte zuerst 24 Zeichen, später nur noch 16. Es sind senkrechte Striche und schräg abstehende Zeichen, waagerechte oder runde Linien gibt es nicht. So ließen sich die Zeichen besser in Stein, Knochen oder Holz ritzen. Man nennt diese Zeichen Runen.


Wir wissen heute nicht mehr, wie viele Menschen damals diese Schrift lesen und schreiben konnten. Ursprünglich war sie wahrscheinlich nur Priestern vorbehalten.


Es ist schwer, die Zeichen zu entziffern, weil manche von ihnen für mehrere Laute stehen können. Den Stein von Busdorf nennt man übrigens Skarthi-Stein. Die Inschrift bedeutet: "König Sven setzte diesen Stein für Skarthi, seinen Gefolgsmann, der nach Westen gefahren  war, aber nun den Tod fand bei Haithabu."

Runenstein im Wikinger Museum Haithabu
Die Runenschrift kennt nur 16 Zeichen.

9 Die Schiffe der Wikinger

Die wichtigsten Verkehrsmittel in der Wikingerzeit waren Boote und Schiffe. Die Bewohner von Haithabu nutzten für den Verkehr im Hafen und auf der Schlei vermutlich ursprünglich Einbäume, später vor allem Ruderboote. Längere Strecken legten die Wikinger mit Langschiffen oder mit Handelsschiffen zurück.

Die Langschiffe waren Kriegsschiffe. Ihre hohen Seitenwände schützten die Besatzung. Ein Langschiff wurde je nach Größe von 13 bis etwa 60 Ruderern bewegt. Außerdem konnte die Besatzung ein Segel aufziehen. In Haithabu hat man Reste eines Langschiffes gefunden, das etwa 3 m breit und 28 bis 30 m lang war.


Bei einer Wettfahrt über den Atlantik im Jahr 1893 war ein nachgebautes Wikingerschiff deutlich schneller als ein Nachbau der "Santa Maria", mit der Christoph Kolumbus Amerika entdeckt hatte.


Um Waren zu befördern, nutzte man in der Wikingerzeit breitere Schiffe, die mehr Ladung aufnehmen konnten. Wegen ihrer Bauweise waren sie für die Bedingungen auf hoher See besser geeignet als die Langschiffe.


Es gab Ruder an Bord, sie wurden jedoch vor allem von einem großen Segel angetrieben. Im Hafen von Haithabu hat man Reste einer solchen "Knorr" gefunden. Dieses Schiff war einmal 5,70 m breit und 24 bis 26 m lang. Es hatte einen Tiefgang von 1,50 m und konnte mindestens 40 Tonnen tragen. Damit konnte ein solches Schiff bis zu 200 Mal so viel Ware befördern wie ein Ochsenkarren.

Modell eines Langschiffes im Wikinger Museum Haithabu.

Modell einer Knorr - Bilder: Hamsterkiste bzw. wie angegeben

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