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Erklären, was ist, berichten, was war und junge Menschen zum richtigen Gebrauch ihres Verstandes anleiten und ermutigen - das ist gut.


1 Ein Mann verändert die Welt

Natürlich wissen wir nicht, wie die Welt heute aussähe, wenn dieser Mann nicht gelebt hätte. Aber sicherlich wäre vieles anders. Der Mann hieß Martin Luther. Er lebte von 1483 bis 1546. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in der Stadt Wittenberg, die sich heute Lutherstadt Wittenberg nennt.

Martin Luther hat die Evangelisch Lutherische Kirche begründet. Vor Luther gab es im Westen Europas nur eine christliche Kirche, die Katholische Kirche. In der Zeit nach Luther kam es zur Abspaltung anderer christlicher Kirchen.


Luther wird oft als Reformator bezeichnet, mit ihm begann die Zeit der Reformation. Beide Begriffe gehen auf das lateinische Wort "reformatio" zurück, das "Wiederherstellung" oder "Erneuerung" bedeutet. Seine Lehren lösten eine Bewegung aus, die wir Protestantismus nennen.


Martin Luther hat auch dazu beigetragen, dass sich die deutsche Sprache so entwickelte, wie wir sie heute als "Hochdeutsch" sprechen und schreiben. Seine Schriften konnten von den Menschen gelesen und verstanden werden. Vor Luther wurden religiöse und gelehrte Schriften meistens nur auf Latein veröffentlicht. Er hat Kirchenlieder geschrieben, die von allen Menschen mitgesungen werden konnten und er hat den Gottesdienst verändert.

Denkmal Martin Luthers vor dem Rathaus von Wittenberg

2 Der Mönch Martin Luther

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben (Sachsen-Anhalt) geboren. Er wuchs in Mansfeld auf, wo der Vater als Hüttenmeister im Bergbau tätig war. Er besuchte Schulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach.

Er lernte unter anderem, fließend Latein zu sprechen und zu schreiben. Im Alter von 17 Jahren begann er ein Studium an der Universität Erfurt. Damals war es üblich, dass die Studenten in den "Sieben Freien Künsten" unterrichtet wurden. Nachdem er die Freien Künste vier Jahre lang studiert hatte, wechselte er zu einem Studium der Rechtswissenschaften, wie sein Vater es wünschte.

Doch im Juli 1505 wurde er auf dem Weg von Mansfeld nach Erfurt von einem Gewitter überrascht. In seiner Todesangst rief er die Heilige Anna an und gelobte, ein Mönch zu werden. Gegen den Willen des Vaters trat er in den Orden der Augustiner und in ein Kloster in Erfurt ein, wo er die Regeln des Ordens streng befolgte.

Im Jahr 1507 wurde er im Dom zu Erfurt zum katholischen Priester geweiht. Im Jahr 1508 begann er ein Studium an der Universität in Wittenberg. Wahrscheinlich im Spätsommer des Jahres 1511 begab er sich auf eine fünf Monate dauernde Pilgerreise nach Rom, dem Mittelpunkt der katholischen Christenheit.

Luther als Mönch - Bild: Lukas Cranach der Ältere

Im Augustinerkloster in Erfurt lebte Luther von 1505 bis 1511

3 Die Reise nach Rom

An der Spitze der Katholischen Kirche steht der Papst. Ein Papst nennt sich Bischof von Rom und betrachtet sich als Nachfolger des Apostels Petrus. Er beansprucht das Recht, wichtige Lehren der Kirche zu bestimmen.


Zur Zeit Luthers waren die Päpste nicht nur geistliche Oberhäupter der Kirche. Sie waren auch Fürsten eines Staates. Sie herrschten über die Stadt Rom und ein großes Gebiet in der Mitte Italiens, den Kirchenstaat.


Es wird berichtet, dass Luther während seiner Pilgerreise in Rom alle sieben Hauptkirchen und auch die Scala Santa, die "Heilige Treppe" besucht habe. Diese Treppe soll aus dem Palast des Pilatus in Jerusalem stammen und es sollen noch Blutstropfen von Jesus Christus zu sehen sein. Luther betete auf jeder der 28 Stufen ein Vaterunser. Aber er war erschüttert über die Zustände, die er in der Katholischen Kirche beobachtete.

Papst konnte nur werden, wer einer reichen adligen Familie angehörte. Auch viele Kardinäle erlangten ihre Ämter durch Zahlung großer Geldsummen oder andere Geschäfte. Kardinäle sind geweihte Bischöfe, die das Recht haben, einen Papst zu wählen.

Für die Priester, Bischöfe und Kardinäle galt nach außen hin der Zölibat. Sie waren dadurch zur Ehelosigkeit verpflichtet, aber gerade die führenden Vertreter der Kirche hielten sich nicht daran. Papst Julius II., der bei Luthers Romreise das Amt des Papstes bekleidete, hatte 3 Töchter. Sein Vorgänger Alexander VI. hatte mehrere Geliebte gehabt, die ihm 8 Söhne und Töchter gebaren.


Unter dem Papst Julius hatte man im Jahr 1506 mit dem Bau eines neuen Petersdoms begonnen, da der alte nach 1200 Jahren seines Bestehens baufällig geworden war. Die neue Kathedrale sollte die größte und prunkvollste Kirche der Christenheit werden. Der Bau dauerte fast 140 Jahre. Zu den Baumeistern gehörte auch der berühmte Bildhauer Michelangelo Buonarotti.

Der Bau dieser gewaltigen Kirche war sehr teuer. Der Papst und seine Berater hatten sich daher zur Finanzierung eine besondere Methode ausgedacht: Den Verkauf von Ablässen.

Auch Martin Luther kniete einst auf der "Scala Santa", die aus dem Palast des Pilatus stammen soll

Während der Romreise Luthers hatte man mit dem Bau des heutigen Petersdoms gerade begonnen

4 Wenn das Geld im Kasten klingt ...

Nach christlicher Lehre gibt es ein Leben nach dem Tode. Früher dachte man, die Seelen der Verstorbenen, die ein gutes Leben geführt hatten, kämen in den Himmel, wo sie bei Gott wohnen und Gottes Herrlichkeit genießen könnten. Die Seelen von Menschen, die schwere Sünden auf sich geladen hätten, würden jedoch in die Hölle verbannt, wo sie in einem ewigen Feuer von Teufeln gequält würden.


Dann gab es nach dieser Lehre noch einen Zustand, den man Fegefeuer nannte. Dort müssen die Seelen Strafen erleiden, aber wenn sie nach einiger Zeit geläutert sind, dürfen auch sie in den Himmel aufsteigen.


In der Katholischen Kirche wird noch heute gelehrt, dass man diese Zeit im Fegefeuer verkürzen kann, wenn man einen Ablass für sich oder für andere gewinnt. Heute muss man dafür zum Beispiel bestimmte Gebete sprechen.

Zur Zeit Luthers zogen Prediger umher, die den Menschen einen Ablass gegen Geld verkauften. Die Einnahmen wurden von der Bank der Fugger in Augsburg verwaltet. Die Hälfte wurde nach Rom weiter geleitet, die andere Hälfte stand dem Erzbischof Albrecht von Brandenburg zu. Der bezahlte damit seine Schulden bei der Fuggerbank.


Ein Spruch verbreitete sich: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Nach seiner Rückkehr aus Rom erfuhr Luther von diesem Ablasshandel, der in der Gegend um Wittenberg vor allem von dem Ablassprediger Johannes Tetzel betrieben wurde.

Manche Gläubige meinen, in der Hölle brennt ein ewiges Feuer

Irgendwo da oben vermuteten die Gläubigen den Ort ewiger Seligkeit

5 Der Thesenanschlag

Martin Luther wurde im Jahr 1512 an der Universität Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert. An dieser Universität war er anschließend bis zu seinem Tod als Professor tätig. 

Irgendwann kam ihm der Gedanke, dass der Mensch nicht durch die Vermittlung der Kirche selig werde, sondern allein durch die Gnade Gottes, wenn man an ihn glaube. Entscheidend für ein christliches Leben sei außerdem nur der Wortlaut der Bibel, nicht die Überlieferung aus anderen Quellen. Dadurch hatte er wichtige Argumente gefunden, um auch den Ablasshandel zu kritisieren.


Die größte Kirche der Stadt Wittenberg war die Schlosskirche. Es war üblich, dass die Professoren der Universität an eine hölzerne Tür der Kirche allerlei Mitteilungen anbrachten, so dass sie von jedermann gelesen werden konnten.


An eine Tür dieser Kirche soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen geheftet haben, die den Ablasshandel und andere Zustände in der Kirche kritisierten. Thesen sind kurze Behauptungen zu wichtigen Fragen. Der 31. Oktober 1517 gilt seitdem als Beginn der Reformation. Der 31. Oktober wird in den evangelischen Kirchen in jedem Jahr als "Reformationstag" gefeiert.

Die Tür, an die Luther die Thesen geheftet haben soll, ist nicht mehr vorhanden. Man hat vielmehr eine neue "Thesentür" angebracht, die der preußische König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt Wittenberg schenkte.

Die "Thesentür" an der Schlosskirche zu Wittenberg

Das Innere der Schlosskirche zu Wittenberg

6 Luther soll widerrufen

Die Thesen Martin Luthers wurden zwiespältig aufgenommen: Einige gelehrte Theologen stimmten ihnen zu, darunter Philipp Melanchthon, der später Freund und engster Mitarbeiter Luthers wurde. Andere lehnten seine Lehren ab und meldeten den Vorgang nach Rom.

Luther sollte sich nun in einem Prozess in Rom rechtfertigen, weigerte sich aber, die weite Reise zu unternehmen. Schließlich fand ein Verhör durch den Kardinal Cajetan in Augsburg statt. Luther widerrief seine Thesen nicht. Weil seine Verhaftung drohte, floh er aus der Stadt.


Seine Kritik an Zuständen in der Katholischen Kirche wurde danach zu einer Irrlehre erklärt und Luther mit dem Kirchenbann belegt. Dadurch war er aus der Kirche ausgeschlossen. Das hatte damals auch zur Folge, dass er der Reichsacht verfiel. Diese Reichsacht galt normalerweise für Verbrecher, die geflohen waren. Jeder durfte einen solchen Menschen gefangen nehmen, töten und seine Besitztümer an sich nehmen. Luther hatte jedoch in dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen mächtigen Fürsprecher.


Dieser erreichte es, dass Luther vom Kaiser Karl V. zu einem Reichstag nach Worms eingeladen wurde, wo er im April 1521 noch einmal verhört und zum Widerruf seiner Thesen aufgefordert wurde. Luther weigerte sich erneut. Daraufhin verhängte der Kaiser gegen ihn das Wormser Edikt. Dadurch wurde es verboten, Luther zu unterstützen, man durfte ihn nicht beherbergen, seine Schriften nicht drucken und nicht lesen.


Luther war "vogelfrei". Jeder hätte ihn gefangen nehmen und töten können. Luther hatte Worms bereits verlassen, als das Edikt erlassen wurde. Der Kurfürst Friedrich ließ ihn auf dem Rückweg in der Nähe des Ortes Steinbach in Thüringen scheinbar überfallen und heimlich auf die Wartburg bei Eisenach schaffen.

Luther versteckte sich auf der Wartburg bei Eisenach

7 Junker Jörg

Vom 5. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 hielt sich Luther auf der Wartburg versteckt. Um nicht erkannt zu werden, nannte er sich nun "Junker Jörg". Er lebte in einer unscheinbaren Kammer, die heute noch als "Lutherstube" erhalten ist.

In der Zeit auf der Wartburg übersetzte Martin Luther das Neue Testament der Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen ins Deutsche. In nur elf Wochen schrieb er eine Fassung, die bald reißenden Absatz fand. Er benutzte dabei eine Sprache, die die Menschen verstanden. Er sagte später, er habe "dem Volk aufs Maul" geschaut.


Er erfand Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „etwas ausposaunen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“, die wir noch heute oft benutzen.


Einige Jahre vorher hatte Johannes Gutenberg den Buchdruck erfunden. Das half mit, Luthers Werke zu verbreiten. Seine Schriften waren erschwinglich und ihr Inhalt verständlich. Seine Übersetzung der Bibel hatte große Auswirkungen auf die deutsche Sprache und darauf, wie wir sie heute sprechen.

Sie wurde in den folgenden Jahrhunderten zum wichtigsten Buch in vielen Schulen. Kinder lernten damit das Lesen und noch heute ist sie die Grundlage der Gottesdienste in den evangelischen Kirchen.


Die Lutherstube auf der Wartburg

8 Die Verbreitung der neuen Lehre

Luthers Lehren und die Lutherbibel verbreiteten sich schnell. Immer mehr Fürsten sagten sich von der Katholischen Kirche los und wurden „Lutheraner“. Meistens galt das dann auch für ihre Untertanen. Mönche und Nonnen verließen die Klöster und heirateten.

Luther kehrte nach Wittenberg zurück. In mehreren Predigten wandte er sich gegen allzu radikale Veränderungen. Im Jahr 1525 feierte er zum ersten Mal eine „Deutsche Messe“. Der Gottesdienst wurde in Deutsch und nicht mehr in Latein gehalten und beim Abendmahl wurde an die Gläubigen Brot und Wein ausgeteilt.


1530 übergaben einige Fürsten dem Kaiser Karl V. das „Augsburger Bekenntnis“, in der die wichtigsten Glaubensregeln der neuen Lehre zusammengefasst waren. Seitdem gab es evangelische und katholische Fürstentümer in Deutschland. 1546 kam es zu einem Krieg des Kaisers gegen einige protestantische Fürsten.


Auch der furchtbare Dreißigjährige Krieg, der von 1618 bis 1648 tobte, war teilweise in den Gegensätzen zwischen katholischen und protestantischen Fürsten begründet.


Neben dem lutherischen Bekenntnis verbreiteten sich von der Schweiz aus die Lehren von Johannes Calvin und Huldrich Zwingli, die schließlich zur Gründung der Evangelisch Reformierten Kirche führten. In England hatte sich König Heinrich VIII. ebenfalls von der Katholischen Kirche abgewandt und die Anglikanische Kirche begründet. Die Christenheit in Europa ist seitdem in mehrere Kirchen gespalten.

Viele katholische Kirchen wurden in evangelische Kirchen umgewandelt, hier die Johanniskirche in Lüneburg

In den reformierten Kirchen wie hier in Neuenhaus findet man keine Bilder oder Statuen

9 Luthers Leben in Wittenberg

Martin Luther selbst verbrachte den größten Teil seines weiteren Lebens in Wittenberg. Er war inzwischen Professor an der dortigen Universität geworden und hatte die ehemalige Nonne Katharina von Bora geheiratet.

Luther wurde durch sein Professorengehalt, den Verkauf seiner Schriften und durch viele Ehrengaben zu einem wohlhabenden Mann, wobei seine Frau in der Verwaltung des Vermögens besonders tüchtig war. Die Familie lebte in einem ehemaligen Klostergebäude, dem heutigen Lutherhaus. Dort führte sie einen großen Haushalt, zu dem nicht nur sechs Kinder, sondern auch zahlreiche Studenten, Knechte und Mägde gehörten.


Es gab einen Garten und einen Bauernhof mit zahlreichen Tieren. So besaßen die Luthers im Jahr 1542 insgesamt 10 Schweine, 3 Ferkel, 5 Kühe, 9 Kälber, 1 Ziege und 2 Zicklein, mehrere Pferde und Hühner sowie einen Hund, den sie „Tölpel“ nannten. Auf den Bildern, die von Martin Luther überliefert sind, sieht man einen gut genährten Mann. Er aß und trank wohl gern und liebte die Geselligkeit und die Diskussion. Zahlreiche Gespräche wurden von Studenten aufgezeichnet.


Sein Lebenswandel führte jedoch wohl auch immer wieder zu Krankheiten, unter anderem zu einem schweren Herzleiden. Während eines Aufenthalts in seinem Geburtsort Eisleben starb Martin Luther am 18. Februar 1546. Sein Leichnam wurde in der Schlosskirche zu Wittenberg beerdigt.

Die Totenmaske Martin Luthers

Das Grab Luthers in der Schlosskirche zu Wittenberg

10 Luther und die Bauern

Zur Zeit Luthers lebten die meisten Bauern in Armut und ohne Rechte. Das Land gehörte fast ausschließlich den Fürsten, die Bauern durften es bewirtschaften, aber sie waren Leibeigene, die zum Beispiel ohne Erlaubnis der Herren nicht heiraten oder fortziehen durften.

Anführer der Bauern forderten mehr Rechte und beriefen sich auf die Bibel, die Luther übersetzt hatte. Zwischen 1524 und 1526 kam es besonders in Süddeutschland zum Großen Bauernkrieg, zu gewaltsamen Aufständen der Bauern gegen ihre Herren.


Luther versuchte zunächst, auf eine gütliche Einigung zwischen Bauern und Fürsten hinzuwirken. Doch nach einer Bluttat, bei der ein Graf und seine Begleiter in der Nähe der Stadt Weinsberg von aufständischen Bauern erschlagen worden waren, verfasste er die Schrift: Wider die mörderischen Rotten der Bauern . Darin erklärte er die Aufstände zu einem Werk des Teufels.


Er forderte die Fürsten auf, die Bauern mit aller Gewalt zu bekämpfen. So kam es dann auch. Am Ende waren Tausende von besiegten Bauern tot und die Verhältnisse blieben, wie sie waren: Die Fürsten regierten und die Bauern waren weiter arm und abhängig. Dabei halfen die lutherischen Pfarrer kräftig mit. Sie predigten, die Mächte auf der Erde seien von Gott eingesetzt und die Menschen hätten sie zu akzeptieren.

Das Bild des Malers Jan von Goyen zeigt eine Bauernhütte im Jahr 1633

Bildnis eines unbekannten Zeichners mit einer Szene aus dem Bauernkrieg

11 Luther und die Juden

An einer Ecke der Stadtkirche zu Wittenberg, etwa 8 Meter über dem Erdboden, befindet sich die Darstellung einer „Judensau“. Sie ist aus Sandstein gefertigt und wurde hier bereits im Jahr 1303 angebracht. Man sieht ein Schwein, ein Mann hebt das Schwänzchen hoch und schaut darunter, einige Kinder saugen an den Zitzen.

Mit solchen Darstellungen wurden damals die Juden verhöhnt und verspottet. Oft wurden sie an christlichen Kirchen angebracht, noch heute findet man etwa 30 solcher Skulpturen in Deutschland, darunter auch eine am Kölner Dom. Juden galten den Christen als Gottesmörder und sie wurden immer wieder für Krankheiten, Missernten und anderes Elend verantwortlich gemacht und verfolgt.


Martin Luther war ursprünglich dem Judentum gegenüber durchaus tolerant eingestellt. Es entsprach zwar nicht seinem christlichen Weltbild, doch er hoffte, Juden durch seine Schriften zum Christentum bekehren zu können. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, brach bei ihm der damals weit verbreitete Hass gegen Juden durch.


Er schrieb: Die Juden sind ... 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen … Wir haben rechte Teufel an ihnen…. Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, … ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören.“


400 Jahre danach geschah genau dies. In der Zeit, als Adolf Hitler und die Nationalsozialisten in Deutschland regierten, wurden jüdische Synagogen angezündet, Häuser und Eigentum jüdischer Mitbürger zerstört und geraubt. Und etwa 6 Millionen Menschen wurden ermordet - weil sie Juden waren.

Darstellung einer "Judensau" an der Stadtkirche in Wittenberg

Brennende Synagoge in Siegen im November 1938

Bilder: Hamsterkiste(15), gemeinfrei (7)

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