Herr König und Frau Königin
Vor langer, langer Zeit, als es noch keine großen Städte gab und keine Hochhäuser, als noch keine Eisenbahn fuhr und kein Auto, als die Fernseher noch nicht erfunden waren und auch keine Computer, da lebte einmal ein König. Er war sehr dick und sehr klein, kaum größer als ein Kind. Er liebte bunte Uniformen, hatte einen kugeligen Bauch und einen schwarzen Bart. Jeden Abend musste ihm ein Diener eine dicke Zigarre anzünden, die er mit Genuss rauchte.
Seine Frau war lang und dünn und die Leute lachten über das ungleiche Paar. Das taten sie natürlich nur heimlich, so dass es der kleine dicke König und seine Frau nicht merkten. Doch man mochte sie trotzdem gern, denn der König und die Königin waren witzige und fröhliche Menschen. Der König plauderte gern mit diesem und jenem und die Königin lachte dazu laut und häufig. Dann hielten sich allerdings die Katzen die Ohren zu, denn sie lachte grell und ihre Stimme war sehr gluckerig und machte quietschige Töne. Den Rauch von Zigarren mochte sie überhaupt nicht.
Der König und die Königin wohnten in einer Burg, die sie etwas übertrieben als Schloss bezeichneten. Sie konnten eins nicht leiden: Traurigkeit. Wenn ein Kind weinte, weil es sich das Knie aufgeschlagen hatte, dann musste der Bäckermeister des Schlosses einen Kuchen backen und dem Kind schenken. Und wenn ein älterer Mensch Schmerzen im Knie oder im Rücken hatte, dann bekam er kostenlos eine Salbe aus der königlichen Apotheke.
Zweimal im Jahr zogen Ausrufer durch das Land und verkündeten das wichtigste Gesetz des Landes: Schlechte Laune verboten! Die meisten versuchten, sich daran zu halten.
Die Leute führten ein einfaches Leben und die Arbeit auf den Feldern, in den Bergwerken und in den Werkstätten war schwer. Doch fast allen ging es gut, und weil sie es nicht besser wussten, waren sie zufrieden.