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Erklären, was ist, berichten, was war und junge Menschen zum richtigen Gebrauch ihres Verstandes anleiten und ermutigen - das ist gut.


1 Die Menschen und das Moor

Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff hat das Gedicht "Der Knabe im Moor" geschrieben. Darin schildert sie das Moor als unheimlich und gefährlich, voller seltsamer Geräusche und Gebilde, als einen Ort schemenhafter Gestalten. Wahrscheinlich haben das Menschen früherer Zeiten oft empfunden. Sie fürchteten das Moor. Aber sie lernten auch, es zu verstehen und zu nutzen.


Sie begannen, Moorgebiete trocken zu legen und in Ackerland umzuwandeln. Die ersten Siedler waren bitter arm, sie lebten in einfachen Moorkaten, stachen den Torf und ernährten sich von den geringen Erträgen der kargen Böden.

2 Wie entstanden die Moore?

In einem Moor ist es immer feucht. Der Boden ist weich, von Pfützen und Tümpeln bedeckt. Das Wasser kann nicht abfließen. Es kann auch nicht versickern, denn eine harte Schicht im Boden lässt keine Verbindung zum Grundwasser zu.


In Deutschland kommen Moore vor allem im Nordwesten, im Nordosten und im Alpenvorland vor. Die meisten Moore entstanden nach der letzten Eiszeit, die vor ungefähr 10.000 Jahren zu Ende ging. Als das Eis schmolz, hinterließ es viele kleine Seen, Teiche und Tümpel. In diesen flachen Gewässern und an ihren Rändern wuchsen Pflanzen.


Sie starben ab, neue Pflanzen wuchsen nach. Die abgestorbenen Pflanzenteile wurden zu Torf. Irgendwann wucherte das Gewässer von den Rändern her zu. Die Seen, Teiche und Tümpel verschwanden.


Ein Moorgebiet, das teilweise von Wasser bedeckt ist, nennen wir ein Niedermoor. Wenn immer mehr Pflanzen absterben und zu Torf werden, wächst das Moor langsam in die Höhe, in zehn Jahren um ungefähr einen Zentimeter, in tausend Jahren um etwa einen Meter. Aus einem Niedermoor wird so ein Hochmoor. Die heute bestehenden Hochmoore sind etwa 8000 bis 10.000 Jahre alt.

3 Ackerland durch Brände

Vor ungefähr 350 Jahren begann man, aus dem Moor Ackerland zu gewinnen. In manchen Gegenden geschah das, indem man Brände legte. Zunächst wurde eine Moorfläche entwässert. Man entfernte die oberste Schicht, bis man auf den Torf stieß. Alle 50 bis 60 Schritt wurde dann ein Graben gezogen.

Das Wasser floss ab und die obere Torfschicht konnte trocknen. Danach hackte man sie tief ein und ließ sie einen Winter lang liegen. Im Frühjahr wurde sie nochmals per Hand oder durch eine von Menschen gezogene hölzerne Egge gelockert.


Dann stellte man einzelne Torfstücke in Haufen auf und zündete sie an. Die brennenden Stücke warf man über das Feld. Die Torfschicht geriet in Brand und schwarze Rauchwolken bedeckten den Himmel. Schließlich erlosch das Feuer von selbst, denn der Boden in der Tiefe war feucht. Die fruchtbare Asche ließ man abkühlen und säte Buchweizen hinein.

4 Kanäle und Riesenpflüge

Später legte man zur Entwässerung der Moorgebiete Kanäle und Gräben an. Die Kanäle nutzte man auch zum Transport von Torf und anderen Gütern. Im 19. Jahrhundert setzte man zur Verbesserung der Moorböden Kunstdünger und Kalk ein.


Nach dem 2. Weltkrieg wurden besonders viele Moore in Ackerland umgewandelt. Dazu benutzte man riesige Pflüge. Der Pflug "Mammut" der Firma Ottomeyer wurde mit Dampfmaschinen betrieben. Er konnte den Boden mehr als zwei Meter tief umpflügen.


Heute werden nur noch wenige Moorflächen bearbeitet. Einige Gebiete bleiben völlig unberührt. In anderen baut man zwar den Torf ab, anschließend werden die Flächen jedoch wieder vernässt.

5 Die Siedler im Moor

Das Leben der ersten Siedler im Moor war hart. Die Arbeit war schwer und äußerst anstrengend. Fast alles musste in Handarbeit erledigt werden, denn Pferde oder gar Maschinen wären im feuchten Untergrund versunken. Außerdem waren die Siedler so arm, dass sie sich Pferde oder Maschinen nicht leisten konnten.

500 Tage Arbeit waren erforderlich, um ein Hektar Moor in Ackerland zu verwandeln.  Die Wände der Häuschen wurden aus Torfstücken aufgeschichtet, die Dächer bestanden aus Gräsern und Plaggen. Alles, was die Menschen zum Leben brauchten, mussten sie selbst herstellen.


Das wichtigste Haustier war das Schaf. Es lieferte den Menschen Wolle, etwas Milch und Fleisch. Wichtige Nahrungsmittel waren außerdem Buchweizen und Honig.


Doch oft war das Frühjahr kalt. Dann erfror der Buchweizen und die Bienen sammelten keinen Honig. Im nächsten Winter mussten die Menschen hungern. Man sagte: Das Moor bringt "dem ersten den Tod, dem zweiten die Not und dem dritten das Brot."

6 Weißtorf und Schwarztorf

Die oberen Schichten des Moores sind hell und locker. Man nennt sie Weißtorf. Die dunkleren und schwereren Schichten darunter bilden den Schwarztorf. Wenn man früher Torf gewinnen wollte, räumte man zuerst die obere Schicht, den Weißtorf, ab.


Den darunter liegenden Schwarztorf stach man mühsam mit einem Spaten in längliche, viereckige Stücke. Diese Stücke fuhr man auf Karren ab und schichtete sie an anderer Stelle auf. Sie wurden mehrmals im Jahr umgedreht, damit sie trockneten.


Schließlich konnte der getrocknete Torf auf Wagen oder Torfschiffen abgefahren werden. Die Torfstecher benutzten spezielle Arbeitsgeräte. Dazu gehörten Torfspaten, die Kreute (eine Trage), eine Torfkarre, Holzschuhe oder Holzschuhstiefel. Pferde, die im Moor arbeiteten, bekamen breite Holzunterlagen unter ihre Hufe, damit sie nicht einsanken.


Torf war früher ein wichtiges Heizmaterial. Noch vor wenigen Jahrzehnten mussten manche Schulkinder in den Moorgebieten im Winter Torfstücke mit zur Schule bringen, damit der Schulofen beheizt werden konnte.


Heute wird Torf nicht mehr in Handarbeit, sondern mit Planierraupen und Baggern abgebaut. Aus Weißtorf und Schwarztorf stellt man Produkte zur Verbesserung des Bodens im Gartenbau her.

7 Der Buchweizen

Die wichtigste Nutzpflanze in den Moorgebieten war früher der Buchweizen. Seine Körner wurden gemahlen und das Mehl benutzte man zum Beispiel zum Backen von Buchweizenpfannkuchen.

Der Buchweizen ist anspruchslos und gedeiht auf wenig fruchtbaren Böden. Die Pflanzen werden ungefähr 30 bis 80 Zentimeter hoch. Die Blüten sind weiß. Sie vertragen es aber, wenn sie sieben Jahre lang in Folge auf der gleichen Fläche angebaut werden.

Der Buchweizen wurde früher mit einer kurzen Sense gemäht. Auf der Tenne breitete man das Getreide auf dem Boden aus. Dann schlug man mit Dreschflegeln auf die Ähren ein, so dass die Körner heraus fielen. Wenn das Stroh entfernt war, fegte man sie zusammen. Anschließend wurden sie gereinigt und zu Mehl gemahlen.

8 Moorleichen

Der "Rote Franz" ist seit etwa 1700 Jahren tot. Sein Leichnam wurde im November 1900 beim Torfstechen im Bourtanger Moor bei Meppen gefunden.

Der Tote war nicht bekleidet. Daher nimmt man an, dass der "Rote Franz" gewaltsam zu Tode kam. Man weiß es allerdings nicht sicher. Frühere Zeiten waren grausam. Todesurteile wurden zum Beispiel durch das Versenken im Moor vollstreckt. Das Moorwasser hat die Haare des "Roten Franz" rotbraun gefärbt. An Kopf und Rumpf des erwachsenen Mannes sind Weichteile und die Haut teilweise erhalten. Er hat im dritten oder im vierten Jahrhundert nach Christus gelebt.


Auch Kinn-, Lippen- und Backenbart sowie Kopf- und Schamhaare sind zu sehen. Auf der Oberlippe trug er ein Bärtchen. Kinn und Wangen sind dicht mit starken, kurzen Stoppeln bedeckt. Die Haare an den Seiten des Hinterkopfes sind gleichmäßig kurz geschoren. Die Kopfmitte scheint recht dünn behaart gewesen zu sein. Die Haare der Stirngegend und der Schläfen sind zwischen 11 und 20 cm lang. Die Kopfhaut ist geschrumpft und mehrere Zähne fehlen.


Das Moor enthält eine Fäulnis hemmende Säure, die Humussäure. Sie konservierte die Körper der Menschen, die im Moor umkamen. Auch Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände hat das Moor gut erhalten. Bis heute hat man mehr als 1000 Moorleichen in den Mooren Nordeuropas entdeckt.

9 Tiere und Pflanzen im Moor

Im Moor leben viele seltene Pflanzen und Tiere, darunter der fleischfressende Sonnentau. Sie sind an das Leben im Moor besonders gut angepasst. Hier einige Beispiele:

Besenheide - Hamsterkiste
Glockenheide - Willow / CC BY-SA 3.0
Sonnentau - Hajotthu CC BY-SA 3.0
Torfmoos - Elke Freese / CC BY-SA 2.0
Birkhuhn - gemeinfrei
Großer Brachvogel - MPF / CC BY-SA 3.0
Hufeisenazurjungfer - Tobias Knab / CC BY-SA 3.0
Kreuzotter - Piet Spaans / CC BY-SA 2.5
Gagelstrauch - Hamsterkiste
Moorfrosch - Christian Fischer (CC BY-SA 3.0)
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