Kontakt
555-555-5555
mymail@mailservice.com
Erklären, was ist, berichten, was war und junge Menschen zum richtigen Gebrauch ihres Verstandes anleiten und ermutigen - das ist gut.


1 Besuch vom Nikolaus

Einmal im Jahr, meistens am 6. Dezember, bekommen manche Kinder Besuch von einem älteren Herrn. Er trägt einen weißen Bart, hat einen Stab dabei, lange Gewänder an und einen besonderen Hut auf dem Kopf. Zu einigen kommt er ins Haus, zu anderen in die Schule oder in den Kindergarten.

Er spricht oft mit einer tiefen Stimme. Die hört sich allerdings manchmal an wie die Stimme von Opa oder die von einem Nachbarn.

Die Kinder fragt er, ob sie brav waren und er weiß erstaunliche Dinge, die im letzten Jahr passiert sind. Oft hat er einen Gehilfen dabei, der mit einer Rute herum fuchtelt. Der packt schließlich Süßigkeiten und Geschenke aus und überreicht sie den Kindern.

Erwachsene sagen, der ältere Herr sei der Nikolaus. Es sei ein heiliger Mann. Den Kindern ist das recht, auch denen, die ihn nicht persönlich erleben und am Morgen des 6. Dezember kleine Geschenke in einem Schuh oder in einem Stiefel finden.

Nikolaus und der "Zwarte Piet" besuchen Kinder auf einem Weihnachtsmarkt

2 Theophanu und der Nikolaus

Wer ist dieser geheimnisvolle Mann, der Kinder beschenkt und so viel von ihnen weiß? Das hat mit einer Frau zu tun, die vor mehr als 1000 Jahren lebte. Ihr Name war Theophanu. Sie war die Frau des Kaisers Otto II. und sie stammte aus Konstantinopel. Die Stadt heißt heute Istanbul und liegt in der Türkei.

In Konstantinopel wurde damals ein Mann namens Nikolaus sehr verehrt. Viele Jahrhunderte vorher war dieser Nikolaus Bischof von Myra gewesen. Myra heißt heute Demre und liegt ebenfalls in der Türkei, etwa 100 Kilometer entfernt von der Stadt Antalya. Er soll dort am 6. Dezember des Jahres 345 gestorben sein.


Bischöfe gibt es heute noch. Es sind leitende Geistliche in den christlichen Kirchen. Man sagt, der Bischof Nikolaus habe viel Gutes getan. Schon bald nach seinem Tod verbreiteten sich Geschichten, in denen seine Wohltaten gepriesen wurden. Er wurde schließlich zu einem Heiligen erklärt.


Das half sicher auch, das Christentum zu verbreiten. Theophanu jedenfalls sorgte dafür, dass Bischof Nikolaus auch im Reich des Kaisers Otto bekannt und verehrt wurde. Noch heute tragen viele Kirchen den Namen "St. Nikolaus" oder "Nikolaikirche". In Deutschland gehören zum Beispiel der Lübecker Dom, der Dom zu Limburg und die Nicolaikirche in Leipzig dazu.

Darstellung der Kaiserin Theophanu von Peter Nettesheim

In der Nicolaikirche Leipzig

3 Legenden vom Bischof Nikolaus

Vom Bischof Nikolaus erzählt man viele Geschichten. Wir nennen sie Legenden, weil darin wunderliche Dinge geschehen, die man nicht unbedingt wörtlich nehmen darf. Zum Beispiel soll Bischof Nikolaus einer armen Familie heimlich Goldstücke durchs Fenster geworfen haben.


Von einer anderen armen Familie erzählte man, sie habe plötzlich Geld in Socken gefunden, die am Kamin aufgehängt waren. Drei Männer, die zu Unrecht zum Tod verurteilt waren, soll Nikolaus vor der Hinrichtung bewahrt haben.


Er rettete Seefahrer aus Seenot, indem er dem Sturm befahl, still zu sein. Die Legende vom "Kornwunder" erzählt, dass einmal in Myra eine große Hungersnot herrschte. Im Hafen lagen jedoch drei Schiffe, die Getreide für den Kaiser in Rom geladen hatten. Bischof Nikolaus erbat von jedem Schiff 100 Sack. Er versicherte, dass bei der Ablieferung nichts fehlen werde.


Die Besatzungen erhörten die Bitten und überließen Nikolaus das Getreide. Als die Männer in Rom nachzählten, waren tatsächlich alle Kornsäcke noch vorhanden. Nikolaus aber soll seine Gemeinde mehrere Jahre lang mit dem erbettelten Getreide ernährt und sogar Saatgut ausgeteilt haben.

Das "Kornwunder" - Darstellung auf einem Nikolausaltar in der Kirche St. Mariae in Mühlhausen in Thüringen – Bild: Friedrichsen / CC BY-SA 3.0

Auf diesem Bild von Ambrogio Lorenzetti (gemalt 1332) wirft Nikolaus einer armen Familie Goldstücke durchs Fenster - Bild: gemeinfrei

4 Nikolaus lebte in Myra

Vom wirklichen Leben des Bischofs Nikolaus wissen wir nur wenig. Er soll ein Sohn reicher Eltern gewesen und schon mit 17 oder 19 Jahren zum Bischof ernannt worden sein. Er habe sein ganzes Vermögen an arme Menschen verschenkt.

Nikolaus soll in Demre gelebt haben, das früher Myra hieß. Die meisten Menschen in der heutigen Türkei bekennen sich zum Islam, zur Zeit des Bischofs Nikolaus lebten hier aber auch viele Christen. Reste einer christlichen Nikolauskirche sind noch heute in Demre zu sehen. Allerdings werden hier nur noch selten christliche Gottesdienste gefeiert.

Vor der Kirche steht seit einigen Jahren ein Denkmal für Bischof Nikolaus. In der Kirche befindet sich eine Grabstelle, in der Bischof Nikolaus im Jahr 345 nach Christi Geburt beerdigt worden sein soll. Allerdings ist dieses Grab schon seit vielen hundert Jahren leer.
In der Nikolauskirche in Demre (Türkei) - Bild: Sjoehest / CC BY-SA 3.0
Das leere Grabmal des Nikolaus in Demre – Bild: Seynaeve / CC BY-SA 3.0

5 Der geklaute Nikolaus

Und das kam so: Im Jahre 1087 stahlen italienische Kaufleute die Gebeine des Bischofs Nikolaus aus dem Grab in Demre. Sie brachten die sterblichen Überreste nach Italien.


In der Stadt Bari gibt es die Basilika San Nicola. In dieser Kirche befindet sich ein Grab, von dem man sagt, hier seien die Gebeine des Bischofs Nikolaus nach der Entführung aus Demre bestattet worden.


In Bari veranstaltet man jedes Jahr am 8. Mai einen großen Umzug. Sogar das Fußballstadion ist nach ihm benannt. Und von Bari aus verbreiteten sich die Legenden vom Nikolaus in ganz Europa.

Die Basilika San Nicola in Bari - Bild: gemeinfrei

Grab des Nikolaus in der Basilika San Nicola – Bild: Johannes Schröder

6 Nikolaus und die Kinder

Schon seit vielen hundert Jahren werden Kinder am Gedenktag des Nikolaus beschenkt. Meistens geschieht das am 6. Dezember, zur Erinnerung an den Tag, an dem der Bischof Nikolaus im Jahr 345 gestorben sein soll.


Am Vorabend des Nikolaustages stellen Kinder in manchen Gegenden Schuhe oder Stiefel auf, damit sie vom Nikolaus mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken gefüllt werden. In Kindergärten oder Schulen, aber auch in manchen Familien kommt Bischof Nikolaus "persönlich". Er hat dabei das Gewand eines katholischen Bischofs an.


Dazu gehören ein Hirtenstab und die Bischofsmütze, die man Mitra nennt. Die Kinder tragen Gedichte vor oder singen Nikolauslieder. Dann werden sie ermahnt und beschenkt. Manchmal hat Nikolaus ein Buch dabei, in dem die guten und die bösen Taten der Kinder aufgeschrieben sind.


Woher der Nikolaus wohl von diesen Taten weiß? Und wer verbirgt sich hinter dem Bart und dem Bischofsgewand, wenn doch der wirkliche Nikolaus schon seit fast 1700 Jahren tot ist und seine Überreste in Bari liegen? Leider können diese Fragen in dieser Geschichte nicht beantwortet werden ...

Bild: Hamsterkiste

7 Die Begleiter des Nikolaus

Wenn Nikolaus zu den Kindern kommt, wird er meistens von einem Helfer begleitet. Diesen Helfer nennt man oft Knecht Ruprecht, manchmal auch Nickel oder Pelznickel. In den Niederlanden bezeichnet man ihn als "Zwarte Piet", in Süddeutschland und in Österreich als Krampus.


Dort wird der Nikolaus mitunter gleich von mehreren Knechten begleitet, die schreckliche Verkleidungen tragen und sich wild aufführen.


Die Begleiter des Nikolaus fahren angeblich den Schlitten oder die Kutsche des Nikolaus. In jedem Fall tragen sie den Sack mit den Geschenken. Sie sind auch für die Bestrafung unartiger Kinder zuständig und haben deshalb meistens eine Rute dabei. Da es heute natürlich nur brave Kinder gibt, wird die Rute sicherlich nie benutzt.

Nikolaus, begleitet von Engeln und Krampussen – Bild: Mathias Kabel / CC BY-SA 3.0

8 Nikolausbräuche

In manchen Orten backt man am Nikolaustag einen "Stutenkerl". Er wird unter anderem auch Weckmann, Printenmann oder Hefekerl genannt.

Ursprünglich hatte dieses Gebäck die Form eines Bischofs. Aus dem Stab des Bischofs wurde im Lauf der Zeit eine Tonpfeife. Nikolaus erinnert uns in jedem Fall daran, dass vieles, was heute geschieht, noch immer mit Menschen zu tun hat, die vor langer Zeit gelebt haben.

Hefeteigmann, auch Stutenkerl oder Grittibänz genannt - Bild: Micha L. Rieser / CC BY-SA 3.0

Sinter Claas und seine Begleiter – Bild: Hamsterkiste
nach oben
Share by: